Bürener läuft um die halbe Welt

Willi Nietmann hat bereits 88 Mal einen Wandermarathon bewältigt

VON ANDREAS GÖTTE

Büren. Wenn Willi Nietmann seine Wetterjacke überzieht, sich die Wanderschuhe schnürt und zum Rucksack greift, ist der gebürtige Bürener voll in seinem Element. Mittlerweile sind dem Wegewart Strecken unterhalb der Halbmarathonmarke von 21 Kilometern einfach zu langweilig. Seit seinem Start vor fast zehn Jahren hat der rüstige Pensionär bereits 24.000 Kilometer unter seine Wanderschuhe genommen.

"Würde ich einmal um die Welt gehen, hätte ich weit mehr als die Hälfte geschafft", veranschaulicht der 68-Jährige. Dabei hatte er vor rund zehn Jahren mit Wandern so gar nichts am Hut. Doch dann hatte ihm sein Hausarzt mehr Bewegung verordnet. Wenig begeistert las Nietmann wenig später von einer Trainingswanderung der Touristikgemeinschaft Bürener Land für einen Wandermarathon. Es folgten zaghafte Überlegungen, eine unruhige Nacht und die Zusicherung seiner Frau, ihn notfalls mit dem Auto "aufzulesen".

Willi Nietmann kam ins Ziel und trainierte fleißig weiter. Den ersten Wandermarathon seines Lebens in Weine bewältigte der frühere Beamte der Paderborner Kreisverwaltung in acht Stunden. "Da war es um mich geschehen. Seitdem kann ich vom Wandern nicht mehr lassen", erzählt Nietmann.

Mittlerweile schaut er auf 88 erfolgreiche Wandermarathon-Teilnahmen zurück. Auch ein Hunderter ist darunter. Bei der "Nacht von Greifenstein" in der Nähe vom hessischen Herborn bewältigte er die nächtliche Strecke in 18 Stunden. Gut vorbereitet mit einer 128er-LED-Lampe machte der gebürtige Bürener nur einmal kurz Pause und blieb bis zum Schluss ständig auf den Beinen. "Schade, dass solche Entfernungen nur selten angeboten werden", bedauert der Wanderfreund.

An vielen Wanderveranstaltungen des Deutschen Volkssportverbands (DVV) hat der 68-Jährige teilgenommen. Nietmann wanderte nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland und ihn Thüringen. "Im Süden macht das Wandern wegen der Berge und der entsprechenden Aussicht mehr Spaß", hat er festgestellt.

Nietmann trainiert zwei bis drei Mal in der Woche und das möglichst bei jedem Wetter. Temperaturen von minus zehn Grad Celsius bis plus 30 Grad machen ihm nichts aus. "Nur Gewitterschauer und starker Sturm bremsen mich schon mal aus" sagt er.

Häufig fährt Nietmann allein zu den Veranstaltungen. Kontakt findet er beim Wandern schnell. Man wandert mit Menschen, die ein ähnliches Tempo haben", sagt er. Bei Nietmann geht es zügig zu. Der 68-Jährige liegt mit fünf bis sechs Kilometern in der Stunde leicht über dem Durchschnitt.

Häufig hat der heimische Wanderfreund auch Werkzeug in seinem Rucksack. Denn Nietmann ist Wegewart bei der Touristikgemeinschaft Bürener Land und beim Sauerländer Gebirgsverein (SGV) Bürener Land. Dort ist er auch Vorstandsmitglied. Willi Nietmann bringt vor allem Hinweisschilder für die Wanderer an Bäume an. "Schilder werden einfach abgerissen oder auch verdreht", bedauert er. Auch die Vegetation beobachtet Nietmann.

Bei Wildwuchs informiert er den jeweiligen Bauhof. Die Kommunen sind für die Unterhaltung der Wege zuständig. Auch das macht ihm Spaß. "Ich verbinde das Angenehme mit dem Nützlichen", sagt er.

Bis heute wundert sich Willi Nietmann darüber, wie ein massiver 2,50 Meter hoher Hinweispfahl im Haarener Wald vor wenigen Jahren im Straßengraben habe landen können. "Den habe ich zufällig entdeckt, nachdem der Graben gemäht worden war", erinnert sich der Bürener.

Im kommenden Februar jährt sich seine Wander-Leidenschaft zum zehnten Mal. Grund genug für eine Geburtstagswanderung. "Die Bewegung an der frischen Luft reizt mich. Und man kann mit dem Wandern auch im Alter noch beginnen. Man muss nur anfangen und dranbleiben", sagt Nietmann und weiß, wovon er spricht.

Vorliebe für lange Strecken


Drei Mal hat Willi Nietmann eine Strecke von 60 Kilometern, ein Mal von 70 und ein Mal von 100 Kilometern bewältigt.

Im Schnitt wandert er 240 Kilometer im Monat.
Am Bürener Wandermarathon hat er zehn Mal in Folge teilgenommen.

Acht Mal hat Nietmann den DVV-Marathon-Cup in Folge (Acht Marathons im Jahr) erfolgreich absolviert.

Den 144 Kilometer langen Sintfeld-Höhenweg hat er in drei Tagen erwandert.

Nietmann ist einer von rund 30 Wanderführern bei der Touristikgemeinschaft Bürener Land

Geocaching: Um vor allem Kinder und Jugendliche für das Wandern zu begeistern, hat er entlang des Sintfeld-Höhenweges zehn Caches versteckt.

An der Sauerland-Waldroute sind es weitere drei. (ag)

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15 - Paderborn (Kreis), Freitag 01. November 2013